Was ich mit meinen Büchern sagen will
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Leseprobe: Die Taucher von Khao Lak... "Es war Freitag der 16. Dezember 2011. Das Wasser war glasklar, und die Abendsonne sandte nur noch wenig Licht bis zum Meeresboden. Er konnte jetzt in ungefähr fünfzehn Meter Entfernung die zwei Taucher vor seinen Augen ausmachen. Wer waren diese brutalen Männer? Ruhig und langsam glitt einer von ihnen mit seinem schwarz-blauen Taucheranzug um ihn herum, verschwand aus seinem Blickwinkel und tauchte dann nach kurzer Zeit wieder vor ihm auf. Zwischendurch zogen bunte Fischschwärme vor ihm vorbei. Eine große, farblose Qualle schwebte nun mit ihren Tentakeln langsam und majestätisch über ihm hinweg. Er ahnte, dass jetzt bald sein Ende nahte. Denn das Schreckliche an seinem Zustand war, er konnte sich nicht bewegen. Er konnte sich nicht wehren gegen diesen Terror. Er war nicht mehr fähig zu schwimmen, trieb nur bewegungslos im Wasser dahin. Seine Anstrengungen, gegen seine Bewegungslosigkeit anzukämpfen, fanden nur in seinem Kopf statt. Sein Geist funktionierte noch, aber die Befehle kamen bei seinen Muskeln nicht an. Und ihm war schwindelig, denn er war in eine gefährliche Tiefe über dreißig Meter geschleppt worden. Eine deutliche Bewusstseinstrübung hatte bereits eingesetzt.
Er begriff nicht, warum er hier war und was die zwei Männer von ihm wollten. Es rebellierte zwar in seinem Innern. Doch trotz aller Willensanstrengungen und wilden Befehle vom Kopf her regte sich kein Arm, kein Bein, kein Muskel in seinem Körper. Nur das Atmen durch das Mundstück funktionierte noch, und seine Augen nahmen noch Bewegungen in seinem Blickwinkel wahr. Aber seine Gliedmaßen reagierten nicht mehr auf die Signale des Gehirns. Die Drogen waren Schuld, die er hatte schlucken müssen. Seine Panik, die er beim Abtauchen bereits verspürt hatte, steigerte sich jetzt nochmals, doch er konnte nichts gegen die tödliche Gefahr tun, er war gelähmt. Nur noch die sanften Meeresbewegungen hier unten trieben seinen Körper langsam über dem Meeresgrund weiter. Sein Herz raste, er spürte, wie es sein Blut durch die Blutbahnen pumpte. Die Bleigurte, die die zwei Taucher an ihm befestigt hatten, verhinderten den Aufstieg nach oben. Und wenn er diese nicht mehr anhätte, würde er unweigerlich zu schnell nach oben tauchen, und das wäre sein Ende. Den Aufstieg würde er nicht überleben, seine Lunge würde wohl platzen oder eine Embolie würde ihn erwischen. Denn er trieb schon zu lange in dieser gefährlichen Tiefe von über dreißig Metern. Nun hatte er das Gefühl, dass er bald ohnmächtig würde. Die zwei Männer hatten ihn an der Ostseite der Insel überfallen und ihm ein Getränk eingeflößt. Sofort war er kraft- und willenlos geworden, und wie einen Sack hatten sie ihn über den Strand ins Wasser gezogen. In der Tiefe hatten sie ihm die Bleigurte umgebunden. Dabei hatte er gesehen, dass die zwei Männer jeweils zwei Flaschen auf ihrem Rücken hatten. Nun waren beide wieder vor ihm erschienen. Sein eigener Tank würde bald leer sein. Wie lange war er schon hier unten? Viel zu lange! Es kam ihm vor wie Stunden. Er wusste es nicht, er hatte das Zeitgefühl verloren. Wollten sie ihn hier ersticken lassen oder sollte er an der Depressionskrankheit verrecken? Und wer waren diese irren Taucher? Warum taten sie ihm das an? Er hatte sie oben nicht erkannt, als er plötzlich einen harten Schlag im Nacken spürte, einknickte und sich dann im Sand liegend wiederfand. Als er die Augen wieder öffnete, träufelte ihm der Mann in dem schwarz-blauen Taucheranzug eine Flüssigkeit aus einer Flasche ein. Der zweite hielt seine Arme fest und drückte ihn zu Boden. Er hatte dabei durch seine Taucherbrille in kalte, stahlblaue Augen geschaut. Es waren Weiße, keine Thais. Sofort nach den ersten Schlucken, die sie ihm mit Gewalt eingeflößt hatten, waren seine Muskeln erlahmt. Es musste eine sehr harte Droge gewesen sein, denn seine Muskelkraft erstarrte sofort, und er konnte keinen Widerstand mehr leisten. Die Taucher hatten ihm kurz darauf seine Maske wieder angelegt und ihn ins Wasser gezogen. Es fiel kein Wort, es ging so schnell und er hatte vor lauter Schockstarre auch keinen Laut von sich geben können. Und die Harpune nutzte ihm dabei auch nichts mehr. Wo war sie eigentlich geblieben? überlegte er nun. Wahrscheinlich oben am Strand. Wie konnte er nur so dumm sein, das hier allein machen zu wollen. Nach dem Anruf hatte er sich ein Boot gemietet und war mit großen Erwartungen hier zu dieser Stelle gefahren, allein, ohne Absicherung. Und dann hatte er auf die zwei gewartet. Er hatte das hinter sich bringen wollen, was er seit Jahren verfolgte. War er nun in eine Falle geraten, und waren die zwei, die er verfolgte, ihm zuvorgekommen? Er wusste es nicht. Zuerst hatte er in sicherer Entfernung mit der Harpune hinter den dichten Büschen gewartet, dann war er vorsichtig Richtung Strand gegangen, um hinter die Amrockfelsen zu schauen. Aber er hatte niemand entdecken können. Dann war er ins Wasser gestiegen, um nicht gesehen zu werden. Als er nach fünf Minuten wieder auftauchte und die Brille abstreifte, war immer noch kein Mensch in Sichtweite. Er ging mit der Brille um den Hals an Land. Auf dem Meer war auch kein Boot zu sehen. Er wollte nun den Weg zum Amrockfelsen einschlagen, um zu sehen, ob sein Opfer bereits eingetroffen war und sich dort eine Gelegenheit ergeben könnte, die Sache zu Ende zu bringen. Er prüfte noch einmal die Harpune, die er bei sich trug. Und dann kam plötzlich dieser Niederschlag. Die zwei Männer mussten sich in den Mangrovenbüschen versteckt und ihm aufgelauert haben. Er war noch nicht einmal dazu gekommen, seine Flossen abzulegen, und schon hatten sie ihn niedergestreckt. Wer waren diese Männer? Er hatte sich diese Frage bereits zigmal gestellt. Es waren erfahrene Taucher, das hatte er festgestellt. Und warum wollen sie mich töten? Oder wollen sie mir nur einen Schreck einjagen? Nein, nicht bei diesem tödlichen Szenario! Das ist mein Ende, ich spüre es! Es muss ein geplanter Hinterhalt sein! Vielleicht ist es aber auch die Rache für mein unüberlegtes Vorgehen vor zwei Wochen. Ganz bestimmt! Wer sonst sollte mir das hier antun? Oh mein Gott. Nun fasste ihn jemand von hinten an und löste seine Bleigurte vom Körper. Sie fielen von ihm ab, senkten sich und blieben am Meeresboden liegen. Dann merkte er, dass sich die Tarierweste mit Luft füllte. Sofort erspürte er den aufkommenden Drang nach oben. Er wollte sich umdrehen, aber es ging nicht, er war gelähmt. Die Männer ließen ihn los. In die Freiheit! Nein, nicht in die Freiheit, sondern in den Tod, dachte er. Er glitt hinauf zum abendlichen Sonnenlicht. Zuerst langsam, dann schneller, immer noch nicht fähig, einen Muskel zu bewegen. Nach diesem langen, tiefen Tauchgang ging es viel zu schnell nach Oben. Schwärze legte sich über seine Augen. Und kurz nachdem er den Meeresspiegel der Similan Insel Nummer 4 im Andaman Meer erreicht hatte, trieb er bereits bewusstlos auf den Wellen." .... |
Leseprobe: Die Störenfriede im Paradies... "Es war im Dezember 1993, die ersehnten Geschäftserfolge des Start Up Unternehmens waren noch nicht eingetreten. Über Weihnachten besuchte Frank mit seiner Frau und den Kindern seinen Freund und Geschäftskollegen Riko in Barcelona und wohnte ein paar Tage im Untergeschoss einer Villa, die Rikos Schwiegermutter gehörte. Er hatte zwar mit seiner Frau überlegt, in irgendeinem Hotel in der Nähe die Weihnachtstage zu verbringen, ohne so eng aufeinander zu hocken, aber er hatte Rikos Angebot angenommen. Er wollte Riko auch seelisch in dieser schwierigen Situation zur Seite stehen und hatte seiner Frau gesagt, nein, mein Freund Riko hat mich in das Haus eingeladen, das kann ich ihm nicht abschlagen, auch wenn wir uns mit unseren zwei Kindern ein bisschen behelfen müssen.
Für ein paar Tage waren die Anstrengungen und schlaflosen Nächte der letzten Wochen vergessen. Die Gedanken an den Misserfolg beim Markteintritt im November verdrängte er einfach, er genoss die warmen Sonnenstrahlen, die sich Spanien dieses Jahr noch für die letzten Tage des Jahres aufbewahrt hatte. Sie hatten mit den Kindern bereits zwei ruhige Tage in Barcelona verbracht, die mediterrane Stadt besichtigt, die leeren Gassen durchstöbert, mit den Kindern die Pulks von unzähligen Tauben aufgescheucht und hier und da in einer der gemütlichen Tavernen einen kühlen Weißwein genossen. Zum Baden war es natürlich zu kalt, aber in der Sonne sitzen und den Kindern am Strand zuschauen, das hatte ihm gut getan. Sie standen am 24. Dezember 1993 draußen auf der Terrasse, die übrigen Familienmitglieder waren drinnen noch mit den gerade verteilten Weihnachtsgeschenken beschäftigt. Es war mondhell und kühle Nebelbänke waren vom Meer hier hoch zur Villa gezogen. Sie stützten sich beide mit den Armen auf dem Terrassengeländer ab und schauten zum Mittelmehr hinunter. „Er wird uns betrügen, er ist ein Gauner, ich werde aussteigen, ich traue unserem Dr. nicht mehr“, sagte Riko und zog süchtig an seiner Zigarette. Frank machte einen Schritt zurück, atmete tief durch und schaute Riko entgeistert an. Das weihnachtliche Gefühl war plötzlich gewichen. Er fühlte sich wieder mitten drin, im Kampf um die Aufrechterhaltung einer Vision, ihrer gemeinsamen Geschäftsidee, die beide in den letzten zwei Jahren so eng zusammengeschweißt hatte. Er wollte es einfach nicht wahr haben, es hatte doch so gut begonnen, sie mussten Erfolg haben. Ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit, für ihn war Weihnachten vorbei, obwohl es erst Heiligabend war. Das kann doch nicht wahr sein, dachte er, er ist doch unser wohlwollender Investor, der Geld bringt. Aber es kam so, wie Riko es vorausgesehen hatte, er war ein Verbrecher und ging sogar über Leichen." ... Leseproben:
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